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  • Gewinnen und verlieren.

    Warum du dich weder über- noch unterschätzen solltest:

    Wenn du gewinnst, musst du dich daran erinnern, dass du nichts besseres bist. Du bist nichts besonderes. Du bist auch nur ein Mensch. Und wie jeder Mensch bist du sterblich, verletzlich und kannst verlieren. 

    Wenn du verlierst bzw. generell in einer Tiefphase bist, musst du dich daran erinnern, dass du mehr als das bist. In dir steckt mehr als du denkst. Menschen, die gewinnen, sind selbst auch nur Menschen. Sie sind genau wie du aus Fleisch und Blut und haben dieselben 24 Stunden wie du auch. Wir leben auf der gleichen Welt mit den gleichen Möglichkeiten und sind die gleichen Lebewesen, auch wenn wir nicht 1:1 identisch sind. Dass jemand weiter ist als man selbst, heißt nicht, dass man nicht auch so weit kommen oder etwas ähnliches erreichen könnte. 

    Sei dir immer dessen bewusst:

    Wenn du weit oben bist, kannst du auch tief fallen. 

    Wenn du auf dem Boden bist, kannst du immer noch aufsteigen.

    Niemand ist unbesiegbar und niemand hat NICHT die Möglichkeit, etwas Großes zu werden. 

    Das ist etwas, an das ich mich versuche, regelmäßig zu erinnern. Als ich das erste Mal an der Deutschen Meisterschaft im Freestyle Calisthenics teilnahm und direkt den 3. Platz in meiner Gewichtsklasse erreichte, stieg mir das sehr zu Kopfe. Vorher hatte ich wenig Selbstvertrauen gehabt, wollte aber mehr erreichen. Und als ich dann meinen ersten kleinen Erfolg erlebte, wurde ich selbstsicherer. Das hört sich erstmal gut an. “Selbstsicherheit ist doch etwas Gutes“, mag einer denken. Aber wo Selbstsicherheit und zu großes Vertrauen herrscht, herrscht auch Bequemlichkeit und Unachtsamkeit.

    Den größten Fehler, den ich je gemacht habe, ist der, seine Gegner zu unterschätzen und sich seinem Sieg sicher zu sein. Und so kam es, dass ich im folgenden Jahr den ersten Platz nicht erreichte, den ich mir so sehr erhofft habe (und den ich glaubte zu verdienen). Seitdem hasse ich es, siegessicher zu sein, denn der Schmerz, der kommt, wenn diese Illusion platzt, ist enorm. 

    Im Gegenzug ist die Freude ebenso groß, wenn man seines Sieges nicht sicher ist, sogar Angst hat, dadurch sich umso mehr Mühe gibt und vorbereitet, und dann den Sieg erringt. 

    Und das ist, meine ich, was 2024 und 2025 geschah. Ich glaube immer noch nicht, dass ich mir genug Mühe gegeben habe und diese Erfolge verdient habe, aber vielleicht habe ich gerade aus diesem Grund 2x den Titel zum Heavyweight Champion (2024/2025) und 1x zum Overall Champion (2025) erreicht. 

    Vielleicht ist es eben diese Unzufriedenheit und Unsicherheit, die einem einen erheblichen Vorteil verschafft, wenn sie gekoppelt wird mit dem Bewusstsein, dass man mehr erreichen kann, als man bereits erreicht hat.

    Du bist nichts besonderes. Du bist auch nur ein Mensch. Und ein Mensch kann sich verändern. Sowohl ins positive als auch ins negative. Ein Verlierer kann Fortschritte machen und sogar gewinnen und ein Gewinner kann ebenso verlieren wie er gewonnen hat.

    Wer gewinnen will, muss bereit sein zu opfern, aber vor allem auch bereit sein zu verlieren, wenn er einmal gewonnen hat. Und wer seinen Erfolg erhalten will, muss sich umso mehr Mühe geben, weil man als Champion kein Jäger mehr ist mit einem einzigen Ziel, sondern zum Gejagten wird. Denn so gut wie jeder strebt dich bzw. deine Position an und möchte dich fallen sehen, nur um da zu stehen, wo du bist.

    Nur wenn man so sehr dominiert, dass keiner auch nur ansatzweise an einen herankommt, kann man sich einen wahrhaftigen Champion nennen. Das ist es, was einen wahren Gewinner von allen anderen unterscheidet: Nicht nur einmal zu gewinnen, sondern ungeschlagen zu bleiben bis man freiwillig seinen Platz abgibt.

    Das soll kein Klischee-Motivational-Talk sein, sondern lediglich eine Feststellung und Gedanken eines Athleten, der sowohl verloren als auch gewonnen hat, aber sich danach sehnt, ein Sieger zu sein. Diese Mentalität ist etwas, das man im allgemeinen Leben ebenso gebrauchen kann wie im Sport: bodenständig und dankbar sein in guten Zeiten, optimistisch und lösungsorientiert sein in schlechten Zeiten.

    Glaube an die Möglichkeiten, die du hast, die es gibt. Sowohl an das Fallen als auch an das Aufsteigen. Nichts ist unmöglich, wenn Gott es zulässt.

    -Wareth Ludin